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K a r s i n a
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Einwohner: |
1.250 |
Adelsfamilien: |
ash Manek |
Garnisonen: |
3 Büttel, 7 Seegardisten (Ballistenschützen) |
Tempel: |
Efferd, Ingerimm |
»Flach
wie Weizenfladen sind Sand-, Schlamm- und Sumpfland im ganzen Lehen Eldoret,
aber eine stolze Ausnahme gibt es, ein Haupt duckt sich nicht, sondern
blickt gebietend auf die grollende See: Karsina.
Der Thron des entthronten Stieres ist
es, die Höhle der vergessenen Landherren. Die Zuflucht und das letzte
Lehen der ash Manek ist es, untergegangen mit des Chadims Fahrt. Dort flattert
ihr Banner mit dem roten Stier noch über den Klippen, an deren Fuß
die Brandung rüttelt, dort ist Siona ash Manek noch Signora von Karsina
und Herrin über ein Städtchen, dessen weißleuchtende Häuser,
wie sie der Tulamid bauet, wie Schwalbennester auf und an dem steilen grauen
Felsen kleben. Die hohe Felsnadel, die aufgrund ihr Einzigartigkeit im
ganzen Lehen Eldoret von überall zu bestaunen ist, soll gar, glaubt
man den Alten, von Zyklopenhand selbst aufgetürmt worden sein. Es
gibt eine heilige Grotte und einen Tempel des Efferd sowie ein Haus der
guten Mutter Peraine, ein Neckerdorf, eine Brauerei im Besitz sowohl der
ash Manek als auch der Chababischen Compagnie, von der Wagen mit schäumender
"Karsiner Gerste" in die chababischen Lande fahren. Das Castello Carsina
steht auf dem Rücken wuchtiger Klippen gut hundert Schritt über
dem Tosen wütender Hochzeiten von Wasser und Luft. Den Abgrund hinab
führen steile, schmale Treppen, aus Fels gehauen, schlüpfrig
von Gischt. Da und dort tun sich Spalten und Löcher auf, aus denen
Kühle Luft weht. Denn ein korallengleich verzweigtes Labyrinth aus
Höhlen und Schlünden haben Zeit und Menschen-, wenn nicht Zyklopenhand
in den Felsen von Karsina gegraben. Man kennt es als die Kavernen von Karsina,
und da aus den Felsschächten ständig kühle Luft drängt
und in den Grotten zirkulieret, es nicht zu heiß und nicht zu kalt
wird und verläßliche Durchlüftung herrscht, werden da Wein
und Wurst eingelagert, aber auch die eine oder andere Höhlenwohnung
bietet den Menschen Quartier, ja es geht sogar die Rede von alten Gräbern
der Seekönige. Das Messer Shakuszran, die Gabe des Stiergötzen
Ras'Ragh, glaubt man den Fischern, soll hier irgendwo versteckt sein, ebenso
wie ein unheiliger Opferplatz des Dämonenstiers. Aber auch eine
geheiligte kleine Kapelle findet sich in einem Gelaß im Felsen, darin
drei Götterstatuen: Thalionmel, die chababische Heilige, die Wein-
und Liebesgöttin Rahja sowie Karsina, die Stadtalveraniarin. Die Treppen
finden ihr Ende, wo am Fuß der Felswände ein schmaler Streifen
Bootshäusern und Anlegestegen Platz verschafft. Wenn ein paar Ruderschläge
Dein Boot aus der Zone der Brandung gebracht haben und Du Dich noch einmal,
vielleicht zum Abschied, zu Karsina hin umwendest, dann erst, ja dann erkennst
Du sein größtes Monument, seinen Stolz und Dein Staunen: weit
über lebendigen Maßen, drei Häuser hoch, von Wind und Wetter
verwundt, doch starr und steinern Satinav trotzend das Kollosalrelief der
Felswand - Thuan-Horas, dessen Abbild eine ehrfürchtige Generation
einstens schuf. Unter seinen Augen liegt die Pforte zwischen dem Kap von
Karsina und den Inseln davor, mit ihm im Rücken segeln die Boote zur
Herzinsel, die ihren Namen nicht nur ihrer Form, sondern auch ihrer Bedeutung
als idyllisches Liebesnest für junge Liebende wegen verdankt, oder
zur nahen Insel Ceres, von deren zerklüfteten Buchten eine Serûn
eine Heimat gibt. Serûn ist ein Ort des Mißtrauens und der
Heimlichkeit, Fremde haben dort wenig Gastrecht, denn es ist das Dorf der
Glasbläser, wo allerlei Phiolen, Karaffen, Becher und Flaschen unter
Patronanz des Ingerimm-Tempels entstehen. Die Werkgeheimnisse um
den funkelnden, durchsichtigen Stoff sollen nicht in fremde Hände
geraten. Die Zinnen und Türme einer Feste werfen ihren Schatten über
Serûn, eine Kriegsgaleere liegt vor Anker, an Bord die berühmten
Serûner Seegardisten, bereit, jedes feindliche Schiff mit steinernem
Geschützhagel einzudecken, es ist ein abweisender Ort. Aber desto
grimmer der Schmied, desto eleganter das Schwert - sagt man in Chababien.
Das mag auch für zarte Gläser gelten!«
Aus einem Bericht Meinhard
von Hasensteins, Barde und Historicus, aus der »Tractatio Eldoretis
- Eine getreuliche Beschreibung der Domäne Eldoret«, Gransignor
Ricardo ter Bredero ash Manek, 2510 Horas |
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