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T o r r e m u n d
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Einwohner: |
650 (davon 450 in Alt- und 200 in Neu-Torremund) |
Adelsfamilien: |
Torrem (Alt-Torremund), Urbet-Marvinko
(Neu-Torremund) |
Garnisonen: |
10 Stadtgardisten5 Büttel, ca. 70
Soldknechte (Alt-Torremund), 50 Soldknechte (Neu-Torremund) |
Tempel: |
Efferd, Tsa |
»O Ihr Edelleut', daß Ihr doch
vernehmen mögt unser gutherzig' Bedenken! In zwei Teile liegt es zerrissen,
das Städtchen Torremund, und schuld sind allein und einzig die Händel
des horasischen Adels. - Wer da an die Mündung der Torre kommt, an
die umfochtenen Grenzgefilde zwischen der Baronie Efferdas und der Gransignorie
Urbet, der findet eine menschliche Ansiedlung, die einstens vereint war,
nun jedoch getrennt ist.
Wer da den Sikram aufwärts zieht
und sich am linken Ufer hält, der gewahrt als die erste von vielen
Befestigungen, welche das umkämpfte Plätzchen zieren, das Castell
Torremolino, die Stammburg des Rittergeschlechtes Torrem. Indes nun die
Flußauen sich ausbreiten und das Sikramtal wannenförmig ausformen,
allwo es die Mündung der Torre empfängt, schiebt sich wie eine
angestochene Grasscholle die Siedlung Alt-Torremunds bis in die Nähe
des Ufers vor. Hinter einer gestreckten Mole endlich, etwas zwischen die
anrainenden Häuserfronten geduckt, ruht hier still die Anlage
eines Flußhafens, welche gemeinsam mit einem bescheidenen Tempel
des Efferd den Mittelpunkt der Ortschaft formen mag. Zugleich aber wird
von hier aus das Schicksal des Städtchens recht eigentlich sichtbar,
denn wer den Blick hinüber gegen Neu-Torremund wendet, dem stellt
sich unweit des Hafens zunächst eine zerstörte und abgesackte
Brücke entgegen, über der Neustadt jedoch thront weithin sichtbar
das Castell Pontorre. Darüber weht und flattert im Wind, exponiert
auf dem stämmigen, fellfarbenen Zentralbau, die Fahne des Gransignore
von Urbet.
Schleichen wir im Geiste etwas durch die
wenigen Straßenzüge des Städtchens, so wollen wir uns jedoch
nicht länger von den vielen Befestigungsanlagen imponieren lassen.
Nur wenige Steinhäuser nämlich durchbrechen die Zeilen aus Fachwerk,
und immer wieder sind es kleinere Wiesen und abgegrenzte Weiden, welche
allgemach die Gedrängtheit einer Stadt zugunsten eines Dorfes aufheben.
Hier liegt eine von Disteln überwucherte Grasfläche, dort dampft
ein Misthaufen. Allein gegen den Flußhafen mag sich die Bebauung
etwas verdichten, während sich sogar der Palazzo des Stadtherrn zu
Alt-Torremund etwas einsam zwischen freien Wiesen und dem festen Mauerring
verliert. Endlich ganz und gar unbedeutend will Neu-Torremund erscheinen,
handelt es sich doch nur um ein Grüppchen von Häusern, das zwischen
einer übermächtigen Befestigung eingezwängt liegt und gleichsam
das Vorwerk der Altstadt bildet. So wenigstens schreibt sich, sollte sie
neuerdings auch abgetrennt sein, die Siedlung auf der urbetischen Seite
von ihrer efferdischen Mutter her. - Um desto mehr: Wir müssen zu
der Einschätzung kommen, daß die unverhältnismäßig
große Zahl von Kriegsknechten, die von den verfeindeten Parteien
dies- und jenseits der Torre unterhalten wird, der Bedeutung der Ortschaft
zuviel Ehre antut. Es kann denn nur um die Bedeutung der Flußmündung
gehen.
Die Umgegend von Torremund, sie wird denn
von vereinzelten Obst- und Olivenplantagen geziert, welche das Einerlei
des gewöhnlichen Feldbaus ergänzen. Folgt man endlich der Torre
selbst, so macht sich alsbald auch die Holzwirtschaft bemerkbar, denn die
Flößer pflegen den Einschlag aus dem ifirnwärts gelegenen
Thirindar flußabwärts abzusetzen. So ziehen sich denn in einigen
Meilen Entfernung wieder die ersten bewaldeten Hügel herauf, während
sich an das Flüsschen und die Feldwege um Torremund lediglich einige
Platanen und Pappeln reihen.«
Aus dem Brief einer Geliebten
des Signore Drago Ariando von Torremund, 1028 n. BF. |
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