Das klassische Briefspiel ist das Versenden
von Spielzügen an einen Spielleiter, wobei die Auswirkungen zumeist
von einem Computer ausgerechnet werden. Am Ende gibt es dann einen Gewinner,
der ein Land erobert hat oder etwas ähnliches in der Art.
Das Rollenspiel als Briefspiel (im
folgenden Briefspiel genannt) hat mit dem Letztgenannten nichts zu tun
und mit dem „normalen" Rollenspiel (im folgenden Tischspiel genannt) nur
den Hintergrund der jeweiligen Spielwelt.
Im Briefspiel schlüpft man - dem
Tischspiel ganz ähnlich - in eine bestimmte Rolle, einen oder mehrere
Charaktere, oder gar eine ganze Familie. Allerdings zieht man weniger durch
die Lande, sondern bleibt einer Region verbunden. Bestes Beispiel und sicherlich
auch der Haupttypus des DSA-Briefspiels ist der gemeine Landadlige. Als
Ritter eines Gutes hat man dem Lehnsherrn eine Leistung zu erbringen, Kriegsdienst,
Wachdienst oder auch Schutzdienst, andererseits gehört einem ein Flecken
Land mit vielleicht einem Dorf und wenn man Glück hat einer Burg,
das es zu verwalten und zu pflegen gilt.
Damit das Briefspiel nun überhaupt
beginnen kann braucht man am besten Nachbarn oder der Lehnsherr ist auch
ein Spieler. Wichtig ist nur, daß überhaupt Mitspieler vorhanden
sind. Aber für welches Spiel gilt das nicht?
Nun gibt es aber keine Regelhefte oder
Abenteuerbände, die die Spieler leiten. Jeder muß selbst aktiv
werden, muß selbst Aktionen starten, um mit seiner Figur ins Briefspiel
einzusteigen. Die Klassiker sind da natürlich Turniereinladungen,
Festlichkeiten jeder Art und die Verheiratung zweier Spielerfiguren. Aber
auch kleinere kriegerische Auseinandersetzungen, Fehden und Intrigen kommen
gelegentlich vor.
Während bei den erstgenannten Aktivitäten
eine einfache (mit goldverziertem Rand und auf Büttenpapier geschriebenen)
Einladung genügt, müssen die Aktionen mit größeren
Auswirkungen natürlich zuvor untereinander abgesprochen werden.
Darin liegt dann auch der größte
Spaß, denn es gilt bei diesen Absprachen darum einen Plot zu erfinden,
Vor- und Nachteile der beteiligten Figuren auszuhandeln. Und letztlich
ist es nicht ungewöhnlich, wenn man dabei zunächst seine wahren
Absichten in Hintergrund läßt und nur die allgemeinen Dinge
bespricht, um so in eine insgesamt bessere Position zu gelangen. Eben echte
Verhandlungen.
Natürlich muß das immer
auf freundschaftlicher Ebene ablaufen und ehrlich und fair muß es
auch immer zwischen den Spielern ablaufen. Aber man muß dem einen
ja nicht gerade auf die Nase binden, daß man seine zweite Tochter
mit einer anderen Spielerfigur verheiraten will, was dem ersten vielleicht
eher nicht so in den Kram paßt, weil seine Ländereien so durch
die andere Partei umschlossen sind... ;-)
Und damit das ganze nicht unter Ausschluß
der Öffentlichkeit vor sich geht, gibt es kleine Fanzines, die unter
den Spielern und Interessierten herausgegeben werden, um so auch die anderen
am Geschehen teilhaben zu lassen, damit sie reagieren, neu agieren können,
aber zumindest informiert sind.
Aber nun weg von den allgemeinen Erklärungen,
hin zu den Gegebenheiten in Aventurien, bzw. denen des Lieblichen Feldes.
Das DSA-Briefspiel findet mit kleinen
Ausnahmen nahezu ausschließlich zwischen den Lehnsspielern statt.
Diese wurden im Laufe der Jahre von der Redaktion mit einem kleinen Flecken
Land belehnt und dort wursteln sie nun vor sich her und laden sich untereinander
und gegenseitig zu Festen und Turnieren ein. Die Landsmannschaften sind
provinzweise organisiert, werden von einem oder zwei Kanzlern betreut und
besitzen mittlerweile - so ich mich nicht irre - alle ihr eigenes Provinzfanzine.
Im Lieblichen Feld ist es das „Bosparanische
Blatt". Hier erzählen die Spieler von ihren Ländereien, von ihren
Heiraten, gemeinsamen Aktionen und der vielen anderen Dinge mehr. Eckpunkte
sind in diesen Fanzines immer das kontinuierliche politische Geschehen
innerhalb einer Provinz, sowie die Vorstellung diversen Hintergrundmaterials.
Aus beiden Elementen lassen sich zum Beispiel aktuelle Abenteuer basteln.
Die Schwierigkeit dabei ist aber vor
allem die Interessen der Brief- und Tischsspieler unter einen Hut zu bekommen,
denn am Rollenspieltisch kann ich mit einer Festtagsbeschreibung in der
Regel nicht soviel anfangen. Sie kann dem Meister zwar durchaus als Vorlage
für einen stimmigen Hintergrund dienen und ihm zudem Charaktere und
Figuren liefern, die er dann selbst in seine Geschichten einbaut. Und sind
wir doch mal ehrlich, es gibt doch auf den Cons nichts schöneres -
von beiden Seiten - als den Spieler des Barons von Veliris mal persönlich
kennenzulernen (ein Erlebnis für sich, so man denn mal selbst zu Wort
kommt... J) und ihm freudestrahlend zu erklären, daß man erst
kürzlich in dessen Schloßanlage einen wertvollen Talisman der
freiherrschaftlichen Familie gesucht hat, um den Baron selbst aus einer
mißlichen Lage zu befreien. Der Spieler hat zwar zunächst keine
Ahnung worum es geht - wie auch, er war ja zumeist nicht mit am Rollenspieltisch
- nach näherer Erklärung wird er aber je nach Vorbereitung des
Meisters in der Geschichte die Eckpunkte seines Hintergrundmaterials wiedererkennen
und vielleicht derartig begeistert sein von den Ideen dieser Spielrunde,
daß er sie kurzerhand mit in die offizielle Geschichte seiner Baronie
mit aufnimmt.
Ich will ehrlich sein, das wäre
der absolute Idealfall, der mir bedauerlicherweise in der Praxis nie begegnet
ist. Zumeist scheuen sich die Meister in den Baronien der Spieler zu leiten,
da sie glauben man dürfte ja ohnehin nichts machen. Was natürlich
ein riesiger Irrtum ist, denn solange die Spielrunde nicht gerade glaubt
sie müsse ein Blutbad unter der Familie anrichten, Felder und Schlösser
niederbrennen und den einen der ihren auf den Baronsstuhl setzen und sich
dann auch noch wundern, wenn der Spieler der Baronie sie nicht ernst nimmt,
wird sich ein jeder Lehensspieler freuen das man gerade seinen Hintergrund
für ein Abenteuer gewählt hat.
Wenn man aber am Briefspiel teilnehmen
will, so mag sich der ein oder andere fragen, wie er denn selbst Spieleradliger
wird, oder anderweitig am Briefspiel teilnehmen kann.
Spieleradliger wird man nur und ausschließlich
durch von der Redaktion unterstützte Lehnsvergaben. Dabei gilt es
zum Beispiel eine kleine Bewerbungsgeschichte zu schreiben oder einen besonders
gelungenen Beitrag zu einer aventurischen Festivität abgeliefert zu
haben, etwas in der Art.
Gehört man dann zu den Auserwählten
erhält man einen Titel, dazugehörige Ländereien, sowie die
gesamte Familie des Adligen. Man ist zurecht davon abgerückt Helden
in den Adelsstand zu erheben, um so ein stimmiges Gesamtbild zu erhalten.
Und wenn der gesamte Adel nur aus Elfen, Magiern und Streunern bestünde,
so wäre das wohl auch seltsam...
Privileg der Belehnung ist insbesondere
die Aufnahme in das Adelskalendarium, der Liste aller Spieleradligen, sowie
einer Einladung auf den alljährlich stattfindenden DSA-Con der Spieleradligen.
Dort wird dann versucht in einem kleinen Live-Rollenspiel - wenn es geht
in passender Gewandung - offizielle Aventurische Geschichte zu schreiben.
Sollten noch Plätze frei sein - und das war bislang immer so - kann
man auf Anfrage auch ohne Spieleradliger zu sein auf dieses Treffen kommen.
Da es aber schon jetzt mehr Spieleradlige
als Betten gibt, dürfte klar sein wessen Chancen zu kommen die besseren
sind.
Aber neben diesem einen Wochenende
für alle DSA-Spieleradligen gibt es noch zahlreiche kleinere Regionalcons,
auf denen provinzweise ein Live-Rollenspiel veranstaltet wird und auf die
zu gelangen in der Regel viel leichter ist.
Im Lieblichen Feld ist es zum Beispiel
möglich unter Umständen inoffiziell einen Spieleradligen zu führen.
Im Gegensatz zum „offiziellen" Spieleradligen wird man jedoch nur in dem
jeweiligen Provinzadelskalendarium geführt und man bekommt auch keine
Einladung auf das Treffen der offiziellen Spieleradligen. Zudem muß
der Spielerkanzler einen guten Grund für diese Belehnung sehen, sonst
wird das auch nichts, da man dadurch immerhin so etwas wie einen Anwärterstatus
auf eine kommende Lehensvergabe hat, bei der man dann bevorzugt behandelt
werden kann.
Im Lieblichen Feld ist es zum Beispiel
möglich unter Umständen inoffiziell einen Spieleradligen zu führen.
Im Gegensatz zum „offiziellen" Spieleradligen wird man jedoch nur in dem
jeweiligen Provinzadelskalendarium geführt und man bekommt auch keine
Einladung auf das Treffen der offiziellen Spieleradligen. Zudem muß
der Spielerkanzler einen guten Grund für diese Belehnung sehen, sonst
wird das auch nichts, da man dadurch immerhin so etwas wie einen Anwärterstatus
auf eine kommende Lehensvergabe hat, bei der man dann bevorzugt behandelt
werden kann.
Viele „wenn und kann", aber immerhin
besser als gar nicht.
Die andere Möglichkeit ist bei
einem der belehnten Spieleradligen vorstellig zu werden und um ein Amt
oder gar einen Titel zu bitten. Denn die Spieleradligen können je
nach Rang ihre Besitztümer unterbelehnen. Wann und bei wem die Spieleradligen
das tun, liegt natürlich ganz bei ihnen und ist nicht näher vorherzusagen.
Aber nicht alleine Spieleradlige können
am Briefspiel teilnehmen. Es gibt mannigfaltige Möglichkeiten mit
Handelsgesellschaften, Mitgliedern von Akademien und Offizieren am Briefspiel
teilzunehmen.
Entweder man erfindet selbst Kaufmannsfamilien,
Ratsbürger und Großbauern, oder man bittet im Briefspiel aktive
Spieler, ob sie einem einen Offiziersposten übertragen können.
Je nachdem was für eine Figur oder Familie man selbst verkörpern
möchte.
Und egal für welche Charaktere
man sich entschieden hat, letztlich reicht es einen Brief zu nehmen, einen
Stift, einen aktiven Briefspieler anschreiben und es kann los gehen.
Eine Liste der im Horasreich aktiven
Briefspieler und die von ihnen gespielten Figuren ist hier
aufgeführt und wird ständig aktualisiert.
Letztlich noch ein Wort zu den neuen
Medien. Seitdem es Emails gibt und ein Großteil der Spieler über
mindestens einen Emailaccount verfügt, ist das Briefspiel um einiges
schneller geworden. Wo früher ein teurer Briefverkehr über Monate
hinweg geführt wurde, kann man nun wichtige und weniger wichtige,
ausgereifte und geplante Aktionen innerhalb weniger Tage besprechen und
abklären.
An sich ist dagegen nichts einzuwenden,
im Gegenteil, bedauerlicherweise kommen die schönen alten pergamentenen
Briefe mit Wappenzeichnungen und goldener Unterschrift immer mehr aus der
Mode - ich will mich da gar nicht ausnehmen - und werden durch einfache
schmucklose Emails ersetzt. Daher versuchen wir als Kanzler seit einiger
Zeit den Grundsatz „Aventurische Schreiben immer per Briefpost" zu verbreiten.
In Ausnahmefällen mag auch dieser Grundsatz durchbrochen werden, aber
um die schönen alten Büttenpapiere zu erhalten, sollten das dann
auch Ausnahmefälle bleiben. |