Rollenspiel als Briefspiel - 
Was ist das überhaupt?

Rollenspiel kennen die meisten von uns nur an einem Tisch. Da treffen sich vier bis sechs Freunde, holen ihre Heldenbögen raus und beginnen unter Führung des Spielleiters eines der kleinen oder großen Abenteuer. Alle diese Runden haben eines gemeinsam: Die Helden sind zumeist zusammengewürfelte und durch die Länder ziehende Gruppen, die abgeschlossene Geschichten erleben. Das ist der Standard unter den Rollenspielern.


Das klassische Briefspiel ist das Versenden von Spielzügen an einen Spielleiter, wobei die Auswirkungen zumeist von einem Computer ausgerechnet werden. Am Ende gibt es dann einen Gewinner, der ein Land erobert hat oder etwas ähnliches in der Art.
Das Rollenspiel als Briefspiel (im folgenden Briefspiel genannt) hat mit dem Letztgenannten nichts zu tun und mit dem „normalen" Rollenspiel (im folgenden Tischspiel genannt) nur den Hintergrund der jeweiligen Spielwelt.

Im Briefspiel schlüpft man - dem Tischspiel ganz ähnlich - in eine bestimmte Rolle, einen oder mehrere Charaktere, oder gar eine ganze Familie. Allerdings zieht man weniger durch die Lande, sondern bleibt einer Region verbunden. Bestes Beispiel und sicherlich auch der Haupttypus des DSA-Briefspiels ist der gemeine Landadlige. Als Ritter eines Gutes hat man dem Lehnsherrn eine Leistung zu erbringen, Kriegsdienst, Wachdienst oder auch Schutzdienst, andererseits gehört einem ein Flecken Land mit vielleicht einem Dorf und wenn man Glück hat einer Burg, das es zu verwalten und zu pflegen gilt.
Damit das Briefspiel nun überhaupt beginnen kann braucht man am besten Nachbarn oder der Lehnsherr ist auch ein Spieler. Wichtig ist nur, daß überhaupt Mitspieler vorhanden sind. Aber für welches Spiel gilt das nicht?
Nun gibt es aber keine Regelhefte oder Abenteuerbände, die die Spieler leiten. Jeder muß selbst aktiv werden, muß selbst Aktionen starten, um mit seiner Figur ins Briefspiel einzusteigen. Die Klassiker sind da natürlich Turniereinladungen, Festlichkeiten jeder Art und die Verheiratung zweier Spielerfiguren. Aber auch kleinere kriegerische Auseinandersetzungen, Fehden und Intrigen kommen gelegentlich vor.

Während bei den erstgenannten Aktivitäten eine einfache (mit goldverziertem Rand und auf Büttenpapier geschriebenen) Einladung genügt, müssen die Aktionen mit größeren Auswirkungen natürlich zuvor untereinander abgesprochen werden.
Darin liegt dann auch der größte Spaß, denn es gilt bei diesen Absprachen darum einen Plot zu erfinden, Vor- und Nachteile der beteiligten Figuren auszuhandeln. Und letztlich ist es nicht ungewöhnlich, wenn man dabei zunächst seine wahren Absichten in Hintergrund läßt und nur die allgemeinen Dinge bespricht, um so in eine insgesamt bessere Position zu gelangen. Eben echte Verhandlungen.
Natürlich muß das immer auf freundschaftlicher Ebene ablaufen und ehrlich und fair muß es auch immer zwischen den Spielern ablaufen. Aber man muß dem einen ja nicht gerade auf die Nase binden, daß man seine zweite Tochter mit einer anderen Spielerfigur verheiraten will, was dem ersten vielleicht eher nicht so in den Kram paßt, weil seine Ländereien so durch die andere Partei umschlossen sind... ;-)
Und damit das ganze nicht unter Ausschluß der Öffentlichkeit vor sich geht, gibt es kleine Fanzines, die unter den Spielern und Interessierten herausgegeben werden, um so auch die anderen am Geschehen teilhaben zu lassen, damit sie reagieren, neu agieren können, aber zumindest informiert sind.
Aber nun weg von den allgemeinen Erklärungen, hin zu den Gegebenheiten in Aventurien, bzw. denen des Lieblichen Feldes.
Das DSA-Briefspiel findet mit kleinen Ausnahmen nahezu ausschließlich zwischen den Lehnsspielern statt. Diese wurden im Laufe der Jahre von der Redaktion mit einem kleinen Flecken Land belehnt und dort wursteln sie nun vor sich her und laden sich untereinander und gegenseitig zu Festen und Turnieren ein. Die Landsmannschaften sind provinzweise organisiert, werden von einem oder zwei Kanzlern betreut und besitzen mittlerweile - so ich mich nicht irre - alle ihr eigenes Provinzfanzine.
Im Lieblichen Feld ist es das „Bosparanische Blatt". Hier erzählen die Spieler von ihren Ländereien, von ihren Heiraten, gemeinsamen Aktionen und der vielen anderen Dinge mehr. Eckpunkte sind in diesen Fanzines immer das kontinuierliche politische Geschehen innerhalb einer Provinz, sowie die Vorstellung diversen Hintergrundmaterials. Aus beiden Elementen lassen sich zum Beispiel aktuelle Abenteuer basteln.
Die Schwierigkeit dabei ist aber vor allem die Interessen der Brief- und Tischsspieler unter einen Hut zu bekommen, denn am Rollenspieltisch kann ich mit einer Festtagsbeschreibung in der Regel nicht soviel anfangen. Sie kann dem Meister zwar durchaus als Vorlage für einen stimmigen Hintergrund dienen und ihm zudem Charaktere und Figuren liefern, die er dann selbst in seine Geschichten einbaut. Und sind wir doch mal ehrlich, es gibt doch auf den Cons nichts schöneres - von beiden Seiten - als den Spieler des Barons von Veliris mal persönlich kennenzulernen (ein Erlebnis für sich, so man denn mal selbst zu Wort kommt... J) und ihm freudestrahlend zu erklären, daß man erst kürzlich in dessen Schloßanlage einen wertvollen Talisman der freiherrschaftlichen Familie gesucht hat, um den Baron selbst aus einer mißlichen Lage zu befreien. Der Spieler hat zwar zunächst keine Ahnung worum es geht - wie auch, er war ja zumeist nicht mit am Rollenspieltisch - nach näherer Erklärung wird er aber je nach Vorbereitung des Meisters in der Geschichte die Eckpunkte seines Hintergrundmaterials wiedererkennen und vielleicht derartig begeistert sein von den Ideen dieser Spielrunde, daß er sie kurzerhand mit in die offizielle Geschichte seiner Baronie mit aufnimmt.
Ich will ehrlich sein, das wäre der absolute Idealfall, der mir bedauerlicherweise in der Praxis nie begegnet ist. Zumeist scheuen sich die Meister in den Baronien der Spieler zu leiten, da sie glauben man dürfte ja ohnehin nichts machen. Was natürlich ein riesiger Irrtum ist, denn solange die Spielrunde nicht gerade glaubt sie müsse ein Blutbad unter der Familie anrichten, Felder und Schlösser niederbrennen und den einen der ihren auf den Baronsstuhl setzen und sich dann auch noch wundern, wenn der Spieler der Baronie sie nicht ernst nimmt, wird sich ein jeder Lehensspieler freuen das man gerade seinen Hintergrund für ein Abenteuer gewählt hat.
 

Wenn man aber am Briefspiel teilnehmen will, so mag sich der ein oder andere fragen, wie er denn selbst Spieleradliger wird, oder anderweitig am Briefspiel teilnehmen kann.

Spieleradliger wird man nur und ausschließlich durch von der Redaktion unterstützte Lehnsvergaben. Dabei gilt es zum Beispiel eine kleine Bewerbungsgeschichte zu schreiben oder einen besonders gelungenen Beitrag zu einer aventurischen Festivität abgeliefert zu haben, etwas in der Art.
Gehört man dann zu den Auserwählten erhält man einen Titel, dazugehörige Ländereien, sowie die gesamte Familie des Adligen. Man ist zurecht davon abgerückt Helden in den Adelsstand zu erheben, um so ein stimmiges Gesamtbild zu erhalten. Und wenn der gesamte Adel nur aus Elfen, Magiern und Streunern bestünde, so wäre das wohl auch seltsam...
Privileg der Belehnung ist insbesondere die Aufnahme in das Adelskalendarium, der Liste aller Spieleradligen, sowie einer Einladung auf den alljährlich stattfindenden DSA-Con der Spieleradligen. Dort wird dann versucht in einem kleinen Live-Rollenspiel - wenn es geht in passender Gewandung - offizielle Aventurische Geschichte zu schreiben. Sollten noch Plätze frei sein - und das war bislang immer so - kann man auf Anfrage auch ohne Spieleradliger zu sein auf dieses Treffen kommen.
Da es aber schon jetzt mehr Spieleradlige als Betten gibt, dürfte klar sein wessen Chancen zu kommen die besseren sind.
Aber neben diesem einen Wochenende für alle DSA-Spieleradligen gibt es noch zahlreiche kleinere Regionalcons, auf denen provinzweise ein Live-Rollenspiel veranstaltet wird und auf die zu gelangen in der Regel viel leichter ist.

Im Lieblichen Feld ist es zum Beispiel möglich unter Umständen inoffiziell einen Spieleradligen zu führen. Im Gegensatz zum „offiziellen" Spieleradligen wird man jedoch nur in dem jeweiligen Provinzadelskalendarium geführt und man bekommt auch keine Einladung auf das Treffen der offiziellen Spieleradligen. Zudem muß der Spielerkanzler einen guten Grund für diese Belehnung sehen, sonst wird das auch nichts, da man dadurch immerhin so etwas wie einen Anwärterstatus auf eine kommende Lehensvergabe hat, bei der man dann bevorzugt behandelt werden kann.
Im Lieblichen Feld ist es zum Beispiel möglich unter Umständen inoffiziell einen Spieleradligen zu führen. Im Gegensatz zum „offiziellen" Spieleradligen wird man jedoch nur in dem jeweiligen Provinzadelskalendarium geführt und man bekommt auch keine Einladung auf das Treffen der offiziellen Spieleradligen. Zudem muß der Spielerkanzler einen guten Grund für diese Belehnung sehen, sonst wird das auch nichts, da man dadurch immerhin so etwas wie einen Anwärterstatus auf eine kommende Lehensvergabe hat, bei der man dann bevorzugt behandelt werden kann.
Viele „wenn und kann", aber immerhin besser als gar nicht.
Die andere Möglichkeit ist bei einem der belehnten Spieleradligen vorstellig zu werden und um ein Amt oder gar einen Titel zu bitten. Denn die Spieleradligen können je nach Rang ihre Besitztümer unterbelehnen. Wann und bei wem die Spieleradligen das tun, liegt natürlich ganz bei ihnen und ist nicht näher vorherzusagen.

Aber nicht alleine Spieleradlige können am Briefspiel teilnehmen. Es gibt mannigfaltige Möglichkeiten mit Handelsgesellschaften, Mitgliedern von Akademien und Offizieren am Briefspiel teilzunehmen.

Entweder man erfindet selbst Kaufmannsfamilien, Ratsbürger und Großbauern, oder man bittet im Briefspiel aktive Spieler, ob sie einem einen Offiziersposten übertragen können. Je nachdem was für eine Figur oder Familie man selbst verkörpern möchte.
Und egal für welche Charaktere man sich entschieden hat, letztlich reicht es einen Brief zu nehmen, einen Stift, einen aktiven Briefspieler anschreiben und es kann los gehen.

Eine Liste der im Horasreich aktiven Briefspieler und die von ihnen gespielten Figuren ist hier aufgeführt und wird ständig aktualisiert.

Letztlich noch ein Wort zu den neuen Medien. Seitdem es Emails gibt und ein Großteil der Spieler über mindestens einen Emailaccount verfügt, ist das Briefspiel um einiges schneller geworden. Wo früher ein teurer Briefverkehr über Monate hinweg geführt wurde, kann man nun wichtige und weniger wichtige, ausgereifte und geplante Aktionen innerhalb weniger Tage besprechen und abklären.
An sich ist dagegen nichts einzuwenden, im Gegenteil, bedauerlicherweise kommen die schönen alten pergamentenen Briefe mit Wappenzeichnungen und goldener Unterschrift immer mehr aus der Mode - ich will mich da gar nicht ausnehmen - und werden durch einfache schmucklose Emails ersetzt. Daher versuchen wir als Kanzler seit einiger Zeit den Grundsatz „Aventurische Schreiben immer per Briefpost" zu verbreiten. In Ausnahmefällen mag auch dieser Grundsatz durchbrochen werden, aber um die schönen alten Büttenpapiere zu erhalten, sollten das dann auch Ausnahmefälle bleiben.