Fürsten,
Händler, Intriganten
Lange,
wahrlich lange haben wir darauf gewartet!!! Doch nun endlich ist die Horasbox
erschien. „Fürsten, Händler, Intriganten" liegt in unseren Händen.
Nach über zwei Jahren Bangen, Hoffen, verschobener Erwartung. Es bleibt
die Frage: „Hat sich das Warten gelohnt?"
Auf den ersten Blick erfreut
bereits allein die Menge an Material, die uns Schmidt-Spiele (heute bei
Fanpro) zum Ende des Jahres in einer Box präsentiert: Drei Bücher,
drei A2-Farbkarten, diverse SW-Karten und einen Satz Bildkärtchen.
Das ist Rekord! Für sein Geld bekommt man schon mal was! Wenngleich
mir bislang auch sehr unterschiedliche Kaufpreise zu Ohren gekommen sind:
Von 50,- DM bis über 65,- DM war alles dabei! Die Händler sind
sich also nicht ganz einig.
Doch wenden wir uns sofort
der Einzelkritik zu: Zuallererst kann man kritiklos den Zeichnern ein Kompliment
machen, allen voran Michaela Sommer, die exzellente Bilder abgeliefert
haben. Kompliment. Ein Fehler hat sich jedoch bei den Kronen eingeschlichen,
da ist unter Herzog die Yaquirkrone der Könige aufgeführt. Und
das ich mir da so sicher bin liegt daran, daß die Zeichnung von mir
ist! Leider auch nirgends erwähnt.
Doch nun zum Inhalt. Da ist
zunächst einmal das „Reich des Horas". Einige Texte waren ja noch
aus der ersten Liebfeld-Spielhilfe „Das Königreich am Yaquir" bekannt
und wurden teilweise nur dem neuen Horasreich-Image angepaßt. Besonders
unverschämt erscheint es dabei, daß Schmidt-Spiele doch allenernstes
zunächst behauptet hat, die alte Spielhilfe bliebe weiterhin aktuell.
Man kann nur hoffen, daß ihnen das keiner abgenommen hat.
Als nächstes fällt
einem die neue Karte des Horasreiches auf, auf der sich nicht viel geändert
hat, lediglich der Süden hat sich gewandelt, Drôl ist hinzugekommen.
Ansonsten wurde die Grafschaft Phecadien vergessen und die Baronie Hussbek
weggelassen. Warum diese Baronie fehlt versteht sowieso niemand.
Die Beschreibungen der Lehen
fällt kurz und knapp aus, die Wappen der Grafschaften und Herzogtümer
sind doch arg klein ausgefallen.
Die Beschreibung des „Horasreiches"
enthält dann eine Menge neuer Informationen, die sich dann doch sehr
von der alten Spielhilfe unterscheiden. Nicht gelungen finde ich hierbei
die sehr „mittelreichische" Beschreibung dieser Texte. So ist es doch gerade
eine Eigenart des Horathi viele Namen anstelle des „K" mit einem „C" zu
schreiben. Um nur ein Beispiel zu nennen. Das wurde leider nicht gemacht.
Auch stimmen die hier aufgeführten Directorien nicht mit denen überein,
die ein Zimmer im Horaspalast haben. Tja, wer alte Texte ohne zu Lesen
übernimmt. Ansonsten wird die „Mentalität und [der] Lebenswandel
der Horasier" sehr anschaulich und stimmig dargestellt. Auch die Stadtbeschreibungen
mit den schönen Wappen (diesmal auch nicht zu klein) lassen keine
Frage offen (höchstens die nach Nummern und Buchstaben) und runden
die Regionalbeschreibung ab. Insgesamt ein schönes Buch!
Problematischer wir es erst
beim Kampagnenband „Fürsten, Händler, Intriganten".
Die Modifikation der einzelnen
Heldentypen ist zwar eine gute Idee und für horasische Charaktere
unbedingt zu beachten, doch hatte ich ständig das Gefühl, daß
im Horasreich für „normale" Helden aus alten Zeiten kein Platz mehr
ist. Als sollte das Liebliche Feld aus dem Restkontinent herausgebrochen
werden und von nun an als eigenständiger Kampagnenteil neben dem restlichen
Aventurien herlaufen. Das kann aber nicht Absicht sein?!
Die Einführung eines
Sozialstatus’ kann wohl nur einem Liebfelder in den Sinn kommen, weswegen
ich ihn als eine der besten Neuerungen der ganzen Box ansehe. Peinlich
wird es aber erst bei den Möglichkeiten seinen SO (eine konsequente
Abkürzung hat man wohl gescheut) zu verändern. Mal abgesehen
davon, daß ich eine „Bürger-Verdienstmedaille" für völlig
unsinnig halte, ist es doch wohl nicht Ernst gemeint, daß die Sonderglanzausstattung
„Große BVM" mehr SO bringt als die „Aufnahme in das ‘Register der
rondragefälligen Recken’ (Held kann nach seinem Tode zum Heiligen
erklärt werden)". Da war wohl ein Evangelischer am Werk, wie? Außerdem
stelle ich mir gerade Prinz Timor mit dieser GBVM vor, der seine Mutter
auffordert sich vor ihm niederzuknien, mit der Bemerkung, er habe jetzt
SO 22! Man hätte die Kaiserin besser aus dieser Liste herausgenommen
und erklärt, sie stünde sowieso immer über allen. Auch die
Ordensgemeinschaften (ganz besonders die Heilig Blut Ritter) scheinen mir
doch etwas überbewertet zu sein. Wenn schon diese Leutchen ein so
hohes Ansehen haben, wie konnte dann die Horaskirche abgeschafft werden,
ohne einen allgemeinen Aufruhr hervorzurufen?
Das Kapitel „Einkommen und
Ausgaben" kann als sehr gute Ausgangsplattform dienen, die man selbst in
der Spielrunde nach Bedarf noch variieren kann. Das „Lebensstil"-System
ist eine wirklich gelungene Übernahme aus anderen Rollenspielen.
Echt schlecht finde ich
die Beschreibung des Staats-Ordens vom Goldenen Adler. Die Idee einer Beamtenschaft
hat ja noch was. Aber die Ausgestaltung dieses Ordens lief dem Autor dann
wohl aus der Hand. Ich kann mir zumindest kaum vorstellen, daß es
Ernst gemeint sein soll Criminal-Inspectoren der Mord-Commission im Horasreich
herumlaufen zu lassen?! Auch ist die Dimension des Ordens wohl etwas übertrieben.
Nach den Vorgaben des Textes laufen ca. 6.000 Staatsbeamte herum? Was sollen
die machen und wer bezahlt den Quatsch?
Sehr interessant finde ich
auch die Armee und die Flotte des Horasreiches. Nimmt man alles zusammen
rennen 44,8 Regimenter stehendes Heer im Horasreich herum. Was machen die
und wer bezahlt den Quatsch? Besonders blöd sind die „Landgendarmerie-Regimenter",
welche die Adligen von ihren Polizeiaufgaben befreien (Die in ihrer Darstellung
dem preußisch-wilhelminischen Wachtmeister entsprechen - natürlich
in der Frührenaissance, versteht sich). Dazu kommen ca. 12.000 Seeleute
auf 153 Schiffen. Und noch einmal: Was machen die den ganzen Tag und wer
kann das bezahlen?
„Das Rechts- und Justizwesen
im Horasreich" ist auch etwas seltsam. Barone, die nicht einmal einen Mörder
hinrichten dürfen, Freiheitsstrafen, die eine Erfindung des 19. Jahrhunderts
sind, Körperstrafen, die als zu barbarisch abgelehnt werden. Komisch!
„Ehrenhaftigkeit" und „Die
gehobene Kultur" stellen die Lebensweise des Horasiers dar und fassen sie
in spielbare Regeln. Gut gelungen. Mit Ausnahme der Visitenkarten vielleicht,
die ich doch etwas dämlich finde. Ich werde keine p.v.c.- oder p.c.-Karten
verschicken. Den PC aus PVC habe ich auf meinem Schreibtisch stehen und
damit kann man die schönen altmodischen Einladungskarten und ähnliche
unmoderne Schriftstücke verfassen (die braucht man dann auch nicht
persönlich überbringen). Aber das mag ja Geschmacksache sein.
Sehr gewagt finde ich außerdem
die AP-Vergabe für Mätressen und Favoriten. Wodurch erhält
man die eigentlich? Flüstert der Herr Geheimrat seiner Herzensdame
höchste Staatsgeheimnisse ins Ohr, oder sind es Erfahrungen ganz anderer
Art?
Die Geheimnisse der Box,
oder auch „Die Urgeschichte des Lieblichen Feldes" fällt meiner Meinung
nach eher mager aus. Die Echsensagen sind zwar ganz nett, aber wirklich
interessante Geheimnisse für den Spielleiter werden verschwiegen.
Auch die „Heiligkeit des Horas" wird mit dem Weglassen der Kusliker Urkunde
nicht besser. Es fehlten die wirklich geheimen Dinge. Z.B. ist die Comto-Ogman-Urkunde
wirklich echt? Will Prinz Timor den Sturz der Mutter? Wie ist es um den
Nachwuchs der Cron-Prinzessin bestellt? Was sind die wahren Motive Shafirs?
Was ist mit Fürstin Kusmina?
Auch der „Roten Keuche"
noch ganze 2½ Seiten einzuräumen, mag zwar ein Tribut an die
gute Story von Niels Gaul sein, aber wirklich wichtig war das auch nicht
gerade. Da hätte man die Seuche besser noch ein Jahr wüten lassen,
dann hätten die Seiten Sinn gemacht. Zumal in der Beschreibung von
Drôl dieses „wichtige" Ereignis mit keinem Wort erwähnt wird.
Nun wollen wir uns aber
den „Mächtegestalten und Mächtegruppen" zuwenden. Die Einteilung
in Beziehungs- und Finanzkraftkategorien ist zwar schon bedeutend besser,
als die Steuerbögen der Al’Anfa-Box, aber trotzdem sind die Zahlen
noch immer viel zu konkret. Als Spielleiter halte ich mich da doch eh nicht
dran, wenn es mir nicht in den Kram paßt. Die Werte für das
„Handgeld" und die „Reserven" hätte man demzufolge besser weggelassen.
Naja, ein Schritt in die richtige Richtung ist es.
Ganz besonders toll fand
ich auch die Gespielen der Kaiserin. Das hat mir wirklich bislang gefehlt!
Ich stelle mir gerade den stiernackigen, massigen Staats-Minister direkt
neben seinem innigsten Freund dem Grünen Geppert im Himmelbett der
Kaiserin vor! Jupp, ich kann die Kaiserin völlig verstehen. Man nimmt
was man bekommen kann. Wer sich diesen „menschlichen" Zug der Kaiserin
auch nicht vorstellen kann, möge sich bei mir melden. Wir gründen
dann eine Selbsthilfegruppe...
Sehr interessant fand ich
auch den Staatskunst-Wert von 17, glücklicherweise wurde kein Kriegskunst-Wert
angegeben, der liegt nämlich sicherlich bei -5 (siehe Heer und Flotte)!
Schön das der Leser
der Horasbox mal so nebenbei erfährt, daß es wieder einen König
der Zyklopeninseln gibt. Aber so wichtig war diese Information ja auch
nicht.
Absoluter Liebling von mir
ist seine Dreistigkeit Granduco Jucco d’Alentino-Firdayon! Nein, was für
ein Mann. Da luchst er der Kaiserin so mir nichts Dir nichts den Titel
eines Granducos ab. Bravo! „Ach, und wo wir gerade mal dabei sind Amene-Schatz,
ich habe da diese Signorie Alentino in Aldyra gesehen. Klingt sie nicht
wie mein Nachname? Ist das nicht putzig, wie für mich geschaffen!
Und vakant ist sie auch gerade, nein, welch’ Phexisches Werk! Kann ich
sie haben? Bitte, bitte, bitte! - Danke Amene-Schatz! Sag mal habt Ihr
nicht auch noch eine Grafschaft Persanzig irgendwo? Nein, schade..."
Ja, ja auch Dame Terdillion
ist so eine arme Wurst. Da rackert man sich Tag und Nacht ab, gewinnt jedes
Jahr die Auszeichnung zur „Kauffrau des Jahres" und schafft es seine 36
seegängigen Schiffe und die Anteile an 21 weiteren Schiffen innerhalb
von zehn (10) Jahren auf die wahnsinnige Summe von 36 seegängigen
Schiffen und 21 Anteilen an weiteren Schiffen zu erweitern! Das ist doch
was! Außerdem kauft sie mal so eben dem Grafen von Belhanka die Rechte
an der Grafschaft ab, kämpft aber immer noch vergeblich um den Titel
einer Cavalliera. Das Leben ist eben ungerecht. Vielleicht sollte sie den
Umweg übers Bornland wählen. Ich glaube da gab es letztens noch
einen Grafen für nur 2.999,99 Batzen zu kaufen, bei einer gewissen
Hesindiane von Dallenthin...
„Im Schatten des Adlers"
beginnt mit einem lustigen Patzer: Die wunderschöne Leiste von Michaela
Sommer wurde verkehrt herum angebracht. Ansonsten überlasse ich allen
Spielern die Beurteilung der Abenteuer. Einzig sei vielleicht auf den „Bund
von Meer und Land" hingewiesen, der einige Hintergründe zum neuen
alten Seekönig liefert.
Zu den Karten läßt
sich sagen, daß die von Vinsalt die alt bewährte ist, wenngleich
die SW-Karte der selbe alte Fehldruck ist, wie beim letzten Mal. Irgendwo
mußte Schmidt-Spiele ja sparen. • Der neue Plan von Grangor ist ausgesprochen
hübsch und eine wahre Zierde an der Wand. Endlich ein vernünftiger
Plan von Grangor. • Die bunten Regionalkarten von Ina Kramer sind schön
wie immer, wenn auch die Unterschiede der Maltechnik beim Nebeneinanderlegen
recht arg sind. Außerdem paßt die Karte mal wieder nicht zur
Beschreibung. Aber das sind wir ja bereits gewohnt. • Der Plan von Kuslik
ist auch derselbe, leider auch mit den Fehlern vom letzten Mal. Sowas ärgert
schon. Zudem fehlen die neuen Nummern völlig. Tja, was soll’s. • Bei
Neetha ist es nicht anders und in Rethis weiß niemand, wo welche
Gebäude sind und was mit den Buchstaben Q und E geschehen ist. • Der
Plan von Methumis ist der aus „Unter dem Adlerbanner" und der von Neetha
stammt aus „Findet das Schwert der Göttin!" und wird auch nicht besser.
• Die Karte von Rethis ist durch die vielen Höhenlinien etwas unübersichtlich
und die Wallanlage erscheint mir etwas überdimensional, wie mir die
ganze Stadt viel zu groß vorkommt. • Hingegen ist die Karte von Arivor
viel zu klein und auch noch schlecht. Hier fragt man sich vor allem, wie
1.900 Einwohner auf dem Goldhelm wohnen wollen? Wahrscheinlich wie in Al’Anfa,
alle in Höhlen im Berg. • Die Karte von Belhanka gefällt mir
hingegen ganz gut, nur schade, daß sie so klein ist. Soweit zu dem
Kartenzeichnungen.
Auf die Spielkarten gehe
ich nicht weiter ein, sie sind schön, aber ob sie sinnvoll sind, muß
jeder mit sich ausmachen.
Fazit: Das Warten auf die
Box hat sich gelohnt! Insgesamt ein absolutes Muß für alle Freunde
des Lieblichen Feldes und des Horasreiches. Allerdings darf man meines
Erachtens einige Dinge, die in den Texten stehen einfach nicht zu ernst
nehmen. Das kann einfach nicht so gemeint sein. Auch bedarf es an einigen
Stellen für das Briefspiel untereinander noch einige Änderungen,
aber das wird sich alles einspielen im Laufe der Zeit. Aber man kommt an
dieser Box einfach nicht herum, will man das „neue" Liebliche Feld erleben.
Andree Hachmann,
mit Beiträgen von Frank Bartels
|
"Spur
in die Vergangenheit"
Ein Gruppenabenteuer von Michael
Johann
Was
ich mit Karl-Heinz Witzko und Thomas Römer gemeinsam habe? Schlaflose
Nächte wegen dieses Abenteuers! (Siehe Einleitungsseite im Heft!)
Ich weiß zwar nicht wieso die beiden nicht schlafen konnten, was
die Ursache meiner Schlafstörungen war weiß ich dagegen nur
zu genau!
Bevor ich jedoch in die Detailkritik
einsteige, will ich zumindest am Anfang etwas Positives sagen: Die Erzählweise
hat mir gut gefallen, auch die Beschreibungen im Gesamten und selbst die
Idee war gut.
Wohl größtes Manko
des gesamten Abenteuers ist seine völlige regionale Austauschbarkeit.
Man hätte es wirklich in jeden Landstrich Aventuriens verlegen können,
nur gerade nicht ins Liebliche Feld.
Nicht nur einmal habe ich
mich gefragt, ob der Autor die neue Spielhilfe „Das Land des Horas" überhaupt
gelesen hat? Das Land der Kaiser, Edelleute, der hohen Kultur, dort wo
der höchste Bildungsstand des gesamten Kontinents vorherrscht, das
Land der Magier, der Akademien, der mächtigen Barone und der Musketiere
ohne Musketen, dichtbesiedelteste Region Aventuriens, das Liebliche Feld
eben.
Trotzdem muß man über
Büttel, Dorfschulzen und ähnlich mittelreichischen Dingen, wie
Alriks, Beowins, Salzingerhof, etc. stolpern.
Schon ganz zu Anfang des
Abenteuers werden die Spieler vor Rätsel gestellt, die sie gar nicht
lösen wollten. Auf dem Weg von Vinsalt nach Altbomed übernachten
sie im Freien. Im Freien?
Ist das Liebliche Feld eh
schon sehr dicht besiedelt, so ist gerade die Umgebung von Vinsalt und
besonders an der Horas-Straße (an der im übrigen alle 4 Meilen
lt. "Fürsten, Händler, Intriganten" eine Herberge liegt) die
bevölkerungsreichste Gegend des Königreiches. Dennoch übernachten
die Charaktere, wie sie es aus dem nahen Weiden gewöhnt sind, im Freien
und lassen sich auch noch durch zwei Trickbetrüger die Pferde stehlen,
die seelenruhig die breite „Via Yaquiria" mit Fallseilen überspannen.
Ein durchaus gewagtes Unterfangen auf der wichtigsten und ständig
befahrenen Handelsstraße Südaventuriens.
Woher die 30 Schritt große
Lichtung stammt, die direkt am Straßenrand liegt, ist mir auch schleierhaft.
Oder meinte der Autor vielleicht die fünfzig Schritt Rohdung längs
der Straße? - so etwas macht man, um sich vor überraschenden
Räuberüberfällen zu schützen. Was ja auch nötig
ist, wie der Autor selbst darstellt.
Das ich so auf jeder Kleinigkeit
herumreite - die man zugegebenerweise jede für sich vernachlässigen
könnte -, liegt einzig daran, daß diese Kleinigkeiten schon
auf Seite 11 / 12 jedem Spielleiter und Spieler, der ein Liebfeld-Abenteuer
erwartete, klarmachen, daß er alles erwarten kann, nur kein wirkliches
Horasreich-Flair. Und zudem häufen sich solche Kleinigkeiten.
Wer aber noch immer hoffte,
wurde auf Seite 13 endgültig verwirrt. Hatten die Helden gerade doch
erst die Wintermäntel versetzt, malträtiert sie der - bedingungslos
dem Autor der Geschichte folgende - Meister mit Dumpfschädel. Entweder
wollte der Erzähler uns damit zeigen, daß er auch das „Handbuch
für den Reisenden, Kapitel Krankheiten" nie gelesen hat, oder er versucht
dem Leser wieder einmal klar zu machen, daß das Abenteuer eigentlich
in Weiden hätte spielen sollen.
Warum heißt das Liebliche
Feld eigentlich lieblich? Weil man sich da im Sommer erkälten kann?
Wohl kaum. Allerdings hätte man das galant umgehen können und
die Stimmung „by the way" in die richtige Richtung lenken können,
in dem man den Spielern andeutet, daß es doch außergewöhnlich
kühl für diese Jahreszeit hier in dieser angenehmsten (eben lieblichen)
Region Aventuriens ist.
Aber warum die Helden ausgerechnet
an „Dumpfschädel" hätten erkranken sollen, ist wieder so ein
Rätsel?
Ebenso, wie der Name „Fuxenstein"
entstanden sein könnte? Vermutlich wieder so ein Hinweis auf Weiden!
Seit Jahren versuchen (fast)
alle Spieler im Lieblichen Feld und auch die anderen Autoren, die Region
als eigenständige Kultur, losgelöst vom Mittelreich, hervorzuheben.
Besonders wird dies durch die Namensgebung versucht. Warum muß dann
ausgerechnet ein Fuxenstein sein? Einen unyaquirischeren Namen kann es
wohl gar nicht geben! Ich sage nur Weiden!
Nun kommt der Veliris-Teil.
Die „Fehler", die nun auftauchen, sind eigentlich keine wirklichen. Jemand,
der sich nicht am aktiven Spielgeschehen beteiligt, kann nicht wissen,
daß der Spielerbaron von Veliris bereits etliche Ausarbeitungen zu
der Stadt, etc. gemacht hat.
Für ein Spiel, das
sich der besonderen Spielernähe rühmt, ist es trotzdem noch immer
mehr als Schade, daß anscheinend KEINE Bemühungen getroffen
wurden, um sich mit den Spielern kurzzuschließen.
Sehr peinlich ist allerdings
wiedereinmal die Unkenntnis über die wahren Verhältnisse im Lieblichen
Feld - so wie sie im übrigen in allen Spielhilfen beschrieben stehen.
Auf Seite 15 unter „Spezielle Informationen" soll der Baron von Veliris
doch wirklich kein Geld für die Entlohnung der Helden haben.
Wir sprechen hier vom Lieblichen
Feld! Zwei Ernten im Jahr sind möglich lt. alter und neuer Spielhilfe
- das bedeutet auch doppelt so viel Einnahmen! Ein Blick in die aktuelle
Spielhilfe hätte wieder viel geholfen: Ein Baron hat dort entweder
eine Burg, oder einen Palast, dazu eine weitere Villa, pro Tag drei bis
fünfmal Delikatessen, diverse Kostüme für alle Anlässe,
aus Seide, Taft, Brokat, Spitzen, Purpurtuch, etc., oft auch Turnierrüstung,
eigenes Badegemach samt Leibbarbier und persönlichem Haarkünstler,
Mätresse, Hofmusikant, eigene Prunkkarosse, eigener Fluß- oder
Küstensegler, einige Vollblütler, usw., usf. Das sind die Worte
der Horasbox! Klingt das nach jemandem, der über 50 Dukaten wirklich
feilschen muß, wenn es ihm arg an den Kragen geht? Wohl kaum!
Was nun den Schatten über
dem Sewaktal angeht, so frage ich mich, warum kein Wort zum weiteren Verlauf
der Dinge in Veliris angegeben ist? Evakuierung und dann? Alles weg, bumm?
Kein Sterbenswörtchen? Entweder der Lektor hat hier den Rotstift gezückt,
oder aber Veliris war dem Autoren so unwichtig, daß es ihm völlig
egal war, was sich die Spielleiter dazu ausdenken. Um ehrlich zu sein,
mir ist es ganz und gar nicht egal! Allerdings bin ich ob des bisherigen
Abenteuers ganz froh kein Wort zu finden.
Welche Karte des Lieblichen
Feldes hatten der Autor eigentlich, als er Sewamund auf der geraden Linie
zwischen Fuxenstein - Veliris - Bethana sah? Selbst die Kartenzeichnerin
war nicht einmal so nett, die wirklichen Gegebenheiten etwas zu Gunsten
des Autors zu ändern. Man sieht ganz deutlich, daß Sewamund
nun wirklich direkt NEBEN der Spur des Gurondaii liegt. Und wenn das tolle
Wesen nur einen 20 Schritt breiten Korridor der Verwüstung hinter
sich läßt, sind 3 - 4 mm auf der Karte ganze Welten!
Aber das Wesen soll ja auch
gleich mehrmals (!) den Sewak überquert haben. Ähm, bitte, wie
und wo das denn? Wenn es tatsächlich so unberechenbar herumläuft,
wie kann man sich dann überhaupt sicher sein, das es tatsächlich
Sewamund erreicht?
Mobilmachung. Zwar versucht
der Autor nun etwas bürokratisches Verwirrspiel in das Abenteuer zu
bringen - eigentlich völlig unvorhergesehen, schließlich ist
das der erste wirklich horasische Zug - aber vermutlich wird kein Held
das jemals bemerken, denn so dämlich ist selbst der dümmste Held
nicht, daß er bei den Stadtvätern von Grangor nach der Zweililiengarde
(Stadtwache!) nachfragt und ganz besonders nicht nach der Horasflotte.
Ein Held mag sich bei den Magiern umsehen, die anderen werden mit Sicherheit
direkt beim Herzog vorstellig werden. Doch dort werden die Helden gleich
zweimal überrascht: Einmal hat der Herzog von Grangoria tatsächlich
keinen Einfluß auf die HORASkaiserliche Hochseeflotte. Wer hätte
das gedacht?! Ich frage mich, wieso in Deutschland noch niemand bei der
Landesregierung einen Einsatz der Bundeswehr erbeten hat. Und wenn, dann
nur, um deren Einfluß auf die übergeordnete Truppe auszuüben!
Herzog Cusimo hingegen sagt sich wohl: Ich bin doch nur Herzog, was ist
das schon? Keiner hört auf mich! Meine Stadt Sewamund wird von einem
Dämon zertrampelt, aber die böse Horas will mir einfach nicht
helfen, das weiß ich so schon, da frage ich gar nicht erst! Der Admiral
hat sowieso keinen Respekt vor mir Herzog! Ich muß sogar noch auf
dem Weg nach Sewamund ein paar Mann vom Straßenrand aufsammeln, um
überhaupt Soldaten zu bekommen.
Ob der Autor schon mal was
vom I. und II. Herzöglich Grangorer Garderegiment gehört (Horasbox!)
hat? Das sind 1.000 Mann, die zu Friedenszeiten DIREKT dem Herzog unterstellt
sind! Wenn er einen ganz, ganz schlechten Tag erwischt hat (Jahrmarkt in
Veliris, der ist ja sowieso gerade ausgefallen, Wahrsagerin in Farsid und
Sauftour an Bord der „Fürchtenichts") dann wird er locker 200 Leute
für einen Notfall auftreiben können. Doch was schleppt der Herzog
am Ende an? 23 Getreue! Das glaube ich einfach nicht!!!!
Bethana. Magierakademie.
Magier gesucht! Khoramsflederechse. Mit Wissen eines mageren Endkampfes,
wird hier noch kurz eine „Zwischenmahlzeit" eingebaut! Keiner weiß
warum oder wieso, aber was ein gutes Abenteuer ist, da kommt mindestens
eine Höhle vor und ein komisches Monster muß darin sein. Naja,
es mag ja glatt Gruppen geben, die sich darüber gefreut haben. Für
mich wurde wieder nur deutlich, daß das Abenteuer eigentlich doch
in Weiden spielen sollte...
Gurondaiis Ende. Was soll
das ganze Getue eigentlich? Alle Magier zusammen, könnten gleich zwei
dieser „unbezwingbaren" Monster mit einem simplen Ignifaxius - den alle
Gildenmagier beherrschen - in Grund und Boden verdampfen lassen! Aber gut,
das wäre für die Moral der Helden wohl wirklich nicht gut! Aber
hätte man dann die Werte nicht verändern, oder noch besser weglassen
können?
Finale und Happy End! Wirklich?
Sollte man wirklich froh sein, am Ende zu sein? Irgendwie schon, denn man
hatte nichts Halbes und auch nichts Ganzes! Kein wirklich spannendes Abenteuer,
denn das Ende stand von vornherein fest - das weiß auch jeder Spieler
und ein Liebfeld-Abenteuer war es ganz bestimmt auch nicht.
Auch würde mich wirklich
interessieren, was die vielen Testspieler, deren Auflistung zu Anfang den
Rahmen gesprengt hätten, und Guido Hölker mit seiner inspirierenden
Kritik eigentlich gemacht haben? Sie können nicht dasselbe Abenteuer
gespielt oder gelesen haben, wie ich! Wenn doch, ist der Autor entweder
ein begnadeter Meister, der sich glücklicherweise nicht an sein Original
gehalten hat oder aber er sollte sich andere Testspieler aussuchen. Warum
Karl-Heinz Witzko schlaflose Nächte hatte, wird ja leider nicht gesagt
- aber vielleicht hatte er ja dasselbe Abenteuer wie ich gelesen...
Andree Hachmann
(Baron von Veliris)
|