Zwischen den zehn großen bewohnten
Inseln herrscht reger Schiffs- oder besser Bootsverkehr. Letztendlich landet
jedes wichtige Handelserzeugnis im Hafen von Rethis, um von dort in die
große Welt verschifft zu werden, aber auch untereinander tauschen
die Inseln einzelne Güter aus: Die Purpurschneckenzüchter von
Baltrea und Putras bringen einen Großteil ihrer Ausbeute zu den Färbereien
in Teremon, und die Bewohner anderer Inseln schaffen Wolle und Fleisch
der Phraischafherden nach Rethis, um die Beförderung zum Festland
größeren Schiffen zu überlassen als ihren kleinen Nußschalen,
Booten und morschen Kuttern. Weit verbreitet ist das Schinakel, ein kleines
Boot für sechs Mann, das auch andernorts gerne als Beiboot benutzt
wird.
Große Hochseesegler verkehren vornehmlich
auf der offenen Zyklopensee, zwischen Rethis und Teremon, nur selten ankert
ein größeres Handelsschiff vor den Küsten anderer Inseln.
Die winzigen Strandhäfen der meisten Dörfer sind auch nicht darauf
vorbereitet, Schiffe mit großem Tiefgang aufzunehmen.
Neben Piraten thorwalscher, aber auch
einheimischer Herkunft sowie den überall zu findenden Strandräubern,
die mit falschen Leuchtfeuern Schiffe auf die Klippen locken, drohen den
Schiffern auch natürliche Gefahren: Beim Gezeitenwechsel treten bisweilen
zwischen den Inseln sehr tückische Strömungen auf. Die steten
Winde, vor allem der aus Westen blasende Beleman und der aus Nordwest einfallende
Rondrikan können zu einer Bedrohung vieler kleinen und großer
Schiffe werden.
Eine von Efferds weiteren gefährlichen
Gewalten ist der Pailische Mahlstrom, ein gewaltiger Strudel südwestlich
von Pailos, der jedoch wegen seiner Lage am Rande des Archipels allenfalls
ein paar Fischkutter gefährden scheint - doch die Einheimischen erzählen
auch von einer reichbeladen aus dem Güldenland zurückkehrenden
Karavelle, die ihm voller Schätze zum Opfer fiel.
Auch zwischen Dubar und Hylpia befindet
sich eine starke Strömung, die jedes Schiff gegen die Dubar vorgelagerten,
tödlichen Klippen treiben kann - denn da die Klippen stark ausgehöhlt
sind, kann der Strom unter ihnen abfließen, die Schiffe aber werden
zermalmt. Fischer munkeln von einem riesigen Seemonster, das im Felsen
hausen und das Wasser einsaugen soll.
Im Westen, jenseits dem Insel Pailos liegt
die "See der klagenden Glocken", ein Ort, über den die Matrosen nicht
gerne sprechen. Dort soll unter den Fluten eine vergessene Stadt fremdartiger
Bauweise versunken sein, deren Tempelglocken den vorbeiziehenden Schiffen
das nahe Ende verkünden.
Den Wetteifer der Zyklopeaner verkörpern
auch die beiden großen Regattas, zu denen zahlreiche Teilnehmer und
noch viel mehr Zuschauer aus ganz Aventurien zusammenkommen:
Wann immer in den Wochen vor dem Wettsegeln
ein neuer Teilnehmer eintrifft, wird angestrengt und lautstark über
die Chancen der Neuankömmlinge diskutiert, Rumpfschnitt, Takelage,
Tiefgang und vor allem die Mannschaften werden mit kritischem Auge begutachtet.
Allerorten schließt man Wetten über den Ausgang des Rennens
ab, und wenn die schnittigen Schiffe den Hafen verlassen und unter vollem
Zeug auf die offene See zusteuern, findet sich eine große Menschenmasse
am Hafen zusammen, um die Segler zu beobachten.
Die traditionsreiche Regatta der Sieben
Winde von Teremon nach Rethis findet an jedem letzten Windstag im Peraine
statt und wird von den Efferdgeweihten des Tempels zu Rethis ausgerichtet,
die auch die begehrte Trophäe, eine Delphinstatue, stiften.
Es gilt, mehr als ein und ein halbes Hundert
Seemeilen zurückzulegen, bis die weißen Häuser von Rethis
über der Kimm auftauchen - was für die teilnehmenden Mannschaften
immer wieder Ansporn ist, sich noch einmal besonders ins Zeug zu legen.
Der frische Wind treibt die ersten Schiffe meistens am Abend in den festlich
geschmückten Hafen, was der Beginn eines großen Festes auf allen
öffentlichen Plätzen der Stadt ist.
Alle vier Jahre findet zu Beginn des Boron
zusätzlich die Regatta der Wagemutigen statt. Wenn die Regatta der
Sieben Winde überall berühmt ist, so ist die Regatta der Wagemutigen
überall berüchtigt - denn nicht Eleganz und Geschick sondern
List und Draufgängertum stehen bei diesem Wettsegeln im Vordergrund,
dessen Weg eng vorbei an Klippen und Strudeln führt.
Mehrere Waldgebiete auf den Inseln stehen
in dem Ruf, von Feen bewohnt zu werden und eine Art Grenzzone zu den Gefilden
der Nebelwelt zu sein. Die einfachen Zyklopeaner meiden diese Wälder
daher, und wer besonders furchtsam oder einfach habgierig ist, der fordert
die Rodung der Wälder, um die Sterblichen vor den Launen der Feen
zu schützen und zugleich neue Schafweiden zu schaffen.
Die bekanntesten dieser Feenwälder
auf Hylailos und Phenos sind allerdings traditionell Seekönigliche
Forsten und damit als Jagdreviere des Monarchen geschützt - und wie
jeder zu wissen glaubt, besteht seit Urzeiten ein enger Bund zwischen den
Waldwesen und der Herrscherdynastie.
Arkis
Eine der östlichsten Zyklopeninseln
ist Arkis. Hier hat das Festland mehr Spuren in der Kultur der Inseln hinterlassen,
als auf den anderen Zyklopeninseln. Der Hauptort Arkis ist ein bekannter
Fischer- und Handelshafen. Das Hinr´terland ist weitesgehend erschlossen
und zahlreiche Schafhöfe und Olivenhaine bedecken die Hügel der
Insel.
Tenos
Ähnlich wie Arkis gehört auch
Tenos zu den Zyklopeninseln, die sich weit mehr zum Festland hingezogen
fühlen. Zwischen Arkis und Tenos liegt das Zyklopentor, daß
alle Seefahrer, die von Neetha oder Drôl kommen durchkreuzen, da
hier die Fahrrinne tief genug auch für große, schwerbeladene
Potten und Karacken ist. Vom Leuchtturm der Insel sieht man in klaren Nächten
sogar die Lichter Drôls und Neethas. Und unter dem Turm aus bosparanischen
Tagen liegt der beschauliche Hafen, in dem so manch ein großes Schiff
vor Anker gehen muß, weil es nicht zeitig das Zyklopentor passiert
hat.
Baltrea
Die Insel in der Mitte des Zyklopenarchipels
ist dicht bewaldet und nur spärlich besiedelt - denn Baltrea besitzt
zwar ein Bergwerk, in dem Zinn, Blei und ein wenig Silber gefördert
werden sowie das aventuriensweit bekannte Orakel mit Praiostempel, doch
kaum Anlegeplätze, die von anderen Schiffen als kleinsten Kähnen
benutzt werden können.
Das Fischerdorf Tyrakos an der Südspitze
von Baltrea bildet eine Ausnahme. Dort ragt eine große Kaimauer ins
Meer, an der zuweilen Schiffe anlegen, die auf der Zyklopensee von Stürmen
überrascht werden oder Pilger zum Orakel des Praios fahren. Denn Baltrea
ist das Ziel vieler Menschen aus ganz Aventurien, die von frommer Ehrfurcht
oder Verzweiflung ob eines scheinbar unlösbaren Problems zu einer
Pilgerfahrt zum Orakel des Praios bewegt werden. Hier hoffen sie, im Gebet
Trost und Beistand zu finden.
Das fremde Volk bringt ungewohnten Trubel
und sehr viel Gold in das Archipel, und das nicht nur in die Opferschalen
des Tempels auf Baltrea. Tavernen, Schankstuben und Hotels profitieren
ebenso davon wie so manche Reederei in Rethis und an der Küste des
Lieblichen Feldes, deren Schiffe die vielen Pilger von Küste zu Küste
zu transportieren.
Die Küstenfischer von Baltrea pflegen
seit Generationen die Purpurschneckenzucht in Meerwasserteichen, , die
sie zu den reichsten Fischern der Zyklopeninseln gemacht hat.
Gegen Ende eines jeden Monats segeln sie
das in Amphoren abgefüllte Sekret in die Färbereien von Rethis,
von wo aus es in aller Herren Ländern wandert. Die Baltreischen Fischer
sind die einzigen Fischer auf den Zyklopeninseln, die sich nicht fragen
müssen, wie sie ihre Familien im kommenden Jahr kleiden und ernähren.
Die Schiffe ihrer Dörfer sind neu oder von Kiel bis Mast überholt,
die Hütten stehen gerade und stabil, die Öfen spenden reichlich
Wärme.
Dubar
Die Insel besitzt keine größeren
Ansiedlungen und nur wenig Einwohner und ist von den früheren Seekönigen
nie recht beachten worden: Auf Dubar hausen noch einzelne Zyklopen, und
es kommt häufig vor, daß ein Schäfer des Morgens einige
Tiere seiner Herde vermißt, weil sich die einäugigen Riesen
gerne an ihrem Fleisch laben.
Obgleich es auf der Insel keinen feuerspeienden
Berg gibt, ist auch Dubar vulkanisch aktiv: Im Wasser vor der Westküste
brodelt es und die Legenden vermuten hier einen von Efferd gefangengehaltenen
Unterseevulkan, dessen gelgentliches aufbegehren die See zum Kochen bringt
und die Seefahrt beeinträchtigt.
Dennoch scheinen hier mehrere Seeräuberbanden
ihren Unterschlupf zu besitzen, und selbst heute noch wagen sich ihre oftmals
schwarzen Schiffe mit purpurnen Segeln bei Tageslicht auf das Meer.
Man munkelt von ihren Matrosen, daß
sie ihre Gefangenen in die Sklaverei verkaufen und mit allerlei Schrecken
im Bunde stehen sollen - von den gefährlichen, aber eindeutig sterblichen
Mengbillanern über Dämonenwesen bis zum gefürchteten Gott
ohne Namen. Wie dem auch sei - auf jeden Fall hat Königin Amene noch
als Regentin beider Hylailos die damalige Kronsekretärin für
das Wehrwesen zur Seeherrin von Dubar ernannt, um die südlichen außenpunkt
des Archipels unter horasische Kontrolle zu bringen.
Hylailos
Hylailos ist mit einer Ost-West-Ausdehnung
von fast 80 Meilen die zweitgrößte Insel des Archipels. In den
Hügeln der Insel entspringt der Nyssides, der einzige ganzjährig
wasserführende Fluß der Zyklopeninseln. In einer großen
Bucht an der Westküste liegt Rethis, die Hauptstadt der Zyklopeninseln.
Die zweite große Ansiedlung, Garèn an der Nordwestküste,
ist als Heimat der Hylailer Seesöldner bekannt geworden. Eine weitere
größere Ortschaft, Sienna an der Nordküste, wurde im Jahre
2501 Horas durch plündernde Thorwaler zerstört. Im Inneren der
Insel und an der Südostküste findet man viele weitere kleine
Dörfer, in denen oft nur einige Familien von Fischfang, Viehhaltung
und der Erzeugung des Hylailer Seemostes leben.
Der Wald im Zentrum der Insel, der "Königstann",
birgt mehrere Schlösser und Villen des Seekönigs und anderer
Adliger. Hier pflegen sie Feste zu feiern und zu jagen, so daß die
Wälder der Insel noch kein Opfer der Werft in Rethis geworden sind.
In den Tiefen des Königstann, abseits
aller Wege, stehen Mauern, die aufgrund ihrer gewaltigen Ausmaße
den Zyklopen zugeschrieben werden, eine davon scheint das Fundament eines
hundertfünfzig Schritt durchmessenden Turmes gewesen zu sein. Wo jedoch
die Steine der oberen Stockwerke geblieben sind, wird wohl ungeklärt
bleiben, da es auf Hylailos schon lange keine Zyklopen mehr gibt. Unbekannt
sind auch die Schöpfer der riesigen, steinernen Statuen an der Straße
von Rethis nach Sienna, die die Gestalt einer Seeschlange, eines liegenden
Trolls (?) und anderer Kreaturen besitzen. In der Nähe dieser Statuen
gibt es einige heiße Quellen, bei denen die Seekönige der Inseln
hier ein großes Lustschloß errichteten, dessen ausgedehnte
Parkanlagen und Badebecken der Erholung von den harten Regierungsgeschäften
dienen.
Im Mittelreich ist Hylailos hauptsächlich
als Verbannungsort für Adelige und Edle bekannt, die man seit Jahrhunderten
in das Merymakon bei Rethis deportierte. Heutzutage sind es Feinde des
Horasreiches, die hier ihren Lebensabend verbringen.
Hylpia
Die südwestlich von Hylailos gelegene
Insel hat nie zu den wichtigen des Archipels gehört: Einige Hundert
Fischerfamilien leben an der Nord- und Westküste, während die
gebirgige Steilküste im Süden und Osten als unbewohnt gilt -
doch jeder Einheimische glaubt zu wissen, daß hier zahlreiche Piraten
ihre geheimen Häfen und Schatzverstecke besitzen.
Kutaki
Kutaki wird oft die Insel des Feuers genannt,
denn der Amran Kutaki bricht immer wieder aus und speit sein glühendes
Inneres weit aufs offene Meer. Der Ausbruch von 621 Horas vernichtete bis
auf ein einziges Schiff die gesamte Flotte der Bosparaner und bewahrte
somit die Zyklopen vor der Ausrottung. Wegen der drohenden Glut und der
Unberechenbarkeit des Vulkan, wird die Insel weitgehend gemieden, auch
wenn sie anscheinend über reiche Metallvorkommen verfügt.
Der letzte große Ausbruch des Amran
Kutaki liegt schon ein paar Jahre zurück, und zur Zeit scheint eine
längere Ruhepause zu sein. Während der ruhigen Phasen des Berges,
wenn die Erde nur verhalten grollt und zittert, wagen einige Alchimisten
den Aufstieg zu einem der Kraterränder. Vorbei an tiefen Schluchten,
aus denen atemraubende, giftige Dünste steigen, klettern sie empor,
um Schwefel oder andere seltene Minerale für eines ihrer Experimente
zu sammeln.
Die einzige dauerhafte Siedlung ist das
kleine Dorf Arÿïos an der Ostküste mit seinen 600 Fischern
und Winzern. Ungewöhnlich ist der Ingerimm-Schrein des Dorfes - denn
der hier zelebrierte Gottesdienst dient fast ausschließlich
der Besänftigung des Amran Kutaki; auf den Nachbarinseln gibt es sogar
Gerüchte über Menschenopfer, die dem feurigen Berg in der Vergangenheit
dargebracht wurden.
In dem zerklüfteten Felslabyrinth
im Norden der Insel gibt es zahlreiche Höhlen und Grotten. In einigen
davon sind vor langer Zeit Artefakte unbekannter Herkunft gefunden worden.
Heute bevölkern nur noch Schwärme von Fledermäusen die endlos
langen Kavernen und Tunnel.
Mylamas
Die Insel im Nordwesten von Hylailos besitzt
nur wenige tausend Einwohner, die über die ganze Insel verstreut leben
und unter anderem vom Eisenerzabbau in den zwei Minen von Mylamas leben.
Vom Wald in der Inselmitte erzählt man sich, daß hier Feen leben
sollen, erwähnenswert ist daneben die fast menschenleere steile Ostküste:
Im Nordosten erheben sich auf einem Felsen weithin sichtbar über das
Meer ragend, die Reste dreier Säulen. Sie sind sehr breit und ragen
so hoch in den Himmel, daß es nicht vorstellbar ist, daß Menschen
ein solches Bauwerk zu errichten vermögen oder vermochten. Schon seit
Jahrhunderten existieren sie, einsam über der Küste aufragend,
verwittert, majestätisch und Ehrfurcht gebietend. Sie sollen die Überreste
eines zyklopischen Palastes oder Tempels sein und ab und an berichtet ein
Fischer, einen leibhaftigen Zyklopen bei den Säulen sitzen gesehen
zu haben - die Augen in die Wolken gerichtet, der prachtvollen Vergangheit
gedenkend.
Die Sage erzählt aber auch, daß
die Säulen des Himmels für Menschenaugen kaum wahrnehmbar, doch
stetig höher wachsen - wenn sie in die Wolken ragen, werden die Nachfahren
der Riesen an ihnen emporsteigen, um den Kampf ihrer Vorväter gegen
die Himmlischen fortzusetzen.
Einer der fünf Leuchttürme des
Archipels befindet sich auf der Südostspitze von Mylamas und weist
den Schiffen den Weg durch die Meerenge von Garèn. Er wurde nach
der Havarie eines Handelskonvois durch den Kaufherrn Stoerrebrandt gestiftet
und erhielt den Namen "Fackel der Hoffnung".
Pailos
Die westlichste der großen Inseln
ist zugleich die größte des Archipels. An der Ostküste
liegt Teremon, nach Rethis die zweitgrößte Stadt der Zyklopeninseln.
Der karge Westen der Insel ist stark zerklüftet und sehr unwegsam,
die Küste ragt überwiegend steil aus dem Wasser. Auf einer der
sturmumtosten Klippen im felsigen Westen hat sich seit kurzem eine Westwinddrachenfamilie
niedergelassen.
Im abgeschiedenen Bergland leben in verborgenen
Höhlen auch einige Zyklopen. Selten bekommen sie Besuch von einigen
Händlern, die ihnen Waffen oder Werkzeug abhandeln wollen.
Oberhalb einer Bucht an der Nordwestküste
erhebt sich der zweitausend Schritt hohe Amran Nemoras. Der Gipfel dieses
Vulkans ist dreigeteilt. Während sich der größte der drei
Krater seit Menschengedenken nicht mehr gerührt hat und sein Boden
von einem finsterblauen, leblosen See bedeckt ist, brechen die beiden tiefergelegeneren
Krater immer wieder einmal aus. Diese zwei waren es auch, aus denen die
tödliche Glut kam, welche die Stadt Palakar in der Bucht unterhalb
des Vulkans fast vollkommen zerstörten. Doch manchmal vollbringt der
Vulkan auch gutes: Aus dem südlichen Schlund floß damals ein
Strom geschmolzenen Silbers bergab und sammelte sich in einem kleinen Tal
zu einem Silbersee. Ganze Dörfer sollen damals reich geworden sein.
Heute noch suchen gelegentlich Schatzsucher die Kraterwände nach Spuren
dieses Schatzes ab, und in Teremon kann man vielerorts Schatzkarten kaufen,
in denen so manche "verborgene Schlucht" verzeichnet ist, in der sich noch
ein Rest des Silbersees befinden soll.
Am Hang des Amran Nemoras ergießt
sich einer der schönsten Wasserfälle Aventuriens in herrlichen
Kaskaden in die Tiefe. Der Sturz der Wassermassen führt über
zahlreiche Felsnasen und Vorsprünge, so daß sich das tosende
Naß während seines Sturzes wie die Äste eines Baumes teilt
und schließlich in zahlreichen Fällen niederstrebt.
Da sich das Wasser in großen und
kleinen Kaskaden bricht, sprüht es so stark, daß sich über
dem See, der die Fluten auffängt, stets ein Regenbogen von atemberaubender
Klarheit und Schönheit erstreckt. Mit glänzenden Farben schillert
er in der feuchten Luft, groß und schön.
Diese Laune der Natur bietet dem Wanderer
ein erhabenes, wundervolles Bild und viele wandern bei mildem, angenehmen
Wetter gerne zum Fuße des Regenbogenfalles, um sich dem beruhigenden
Donnern des Wassers, dem herrlichen Anblick der Kaskaden und des Regenbogens
hinzugeben und in unergründliche Gedanken zu versinken.
In einem der unzugänglichsten Gebiete
des westlichen Gebirges liegt der von den Zyklopen Nun'kun'tur genannte
Vulkan.
Daß die Erde im Westen der Insel
nicht zur Ruhe kommt und bisweilen auch die Elemente Feuer und Wasser miteinander
kämpfen zeigt der Ausbruch des Amran Khallas vor der Westküste
von Pailos. Seit dem Jahr 2508 Horas hat sich ein beachtlicher Bergkegel
aus dem Meer emporgetürmt.
Die Ostküste hingegen ist flach und
relativ dicht besiedelt. Größere Wälder finden sich nur
noch im Süden - alle anderen Holzvorkommen, hauptsächlich die
Zyklopenzeder, wurde bereits für den Schiffsbau abgeholzt. Dort wo
die großen Wälder gewichen sind findet man zahlreiche Phraischafherden.
Die Hirten von Pailos haben auch die überaus praktische "pailische
Hirtentasche" ersonnen, die auf längeren Wanderungen alles notwendige
beinhaltet und auch bei Soldaten und Abenteurern beliebt geworden ist.
In Steinbrüchen im zerklüfteten
Westen der Insel wird das Gestein für den Bau der Häuser gebrochen,
Basalt, Tuff und Bims, hier findet man auch den seltenen Roten Obsidian.
Die meisten Häuser auf Hylailos sind aus dem dunklen Vulkangestein
gebaut oder - wo sich die Möglichkeit bietet - ganz in den weichen
Tuffstein geschlagen. In einem der Steinbrüche kann man auch eine
nie fertiggestellte Monumentalstatue der Hela-Horas bewundern, die mit
ihren sechzehn Schritt Länge höchst imposant ist.
Phenos
Die nördlichste der Zyklopeninseln
ist zerklüftet und von dichten Wäldern bedeckt - der Wald im
Zentrum der Insel gilt gar als verzaubert. Dort sollen scheue Einhörner,
wilde Faune, liebliche Feen und lüsterne Nymphen leben. Auch der Wald
selbst scheint seine Größe und seine Ausdehnung zu verändern;
wer es wagt, ihn zu betreten, findet bei jedem Besuch Neues, niemals aber
ein ihm schon bekanntes Merkmal vor. Weder See, noch Baum noch Fels scheinen
im Feenwald unverändert zu bestehen.
Im Nordosten der Insel zeugen gewaltige
geborstene Säulen und baumhoch aufgetürmte Quadern von der alten
Kultur der Zyklopen, von denen noch einige wenige - man spricht von etwa
einem Dutzend - auf der Insel leben. Diese Zyklopen scheinen Zugang zum
Reich der Feen gefunden und mit ihnen einen Bund geschlossen zu haben,
denn bisweilen sieht man sie zusammen mit einigen Feenwesen. Sie sind die
umgänglichsten und freundlichsten ihrer Art.
Mindestens einmal in seinem Leben sucht
auch jeder Seekönig den Wald auf: Seit Seekönig Tyndareos verbringt
jeder Nachfolger hier vor seiner Krönung einige Nächte und erhält
schließlich aus der Hand einer Dryade seine erste Krone, geflochten
aus einem Pinienzweig, die er in Rethis gegen die Delphinkrone der Seekönige
eintauscht.
Die wenigen Fischer und Bauern der Insel
meiden den Wald, denn es heißt, wer sich ihm ungerufen nähere,
den würde er nicht mehr so schnell freigeben. Die Einwohner von Phenos
führen ihren Ursprung auf Seekönig Apogeon I. zurück, der
angeblich auf Verlangen seiner Gattin alle seine unehelichen Kinder auf
die Insel verbannt haben soll, so daß sich heute fast jeder Phenote
des königlichen Blutes in seinen Adern rühmt.
Phrygaios
Die drittgrößte Zyklopeninsel
gilt als besonders reich: Die Hügel und steil aufragenden Klippen
schützen das Innere der Insel vor den Unbilden des Wetters, so daß
hier die die besten ernten zu verzeichnen sind. Auch die Schätze des
Meeres sind hier nicht zu verachten: Phrygaios ist bekannt für die
großen Mengen Thul, die hier jedes Jahr im Ingerimm gefangen werden.
In den schwerbewachten Minen im hügeligen
Süden der Insel fördern Kriegs- und Strafgefangene mühevoll
Eisenerz. Die Erzeugnisse der Insel werden in dem kleinen Hafen Athyros
auf Schiffe verladen und zum größten Teil nach Rethis verschifft.
Auf einigen der Phrygaios vorgelagerten Inseln wurde früher Erz geschürft,
heute sind die Stollen längst ausgebeutet und teilweise eingestürzt.
Nur einige Geisterdörfer und die aufgewühlte Erde zeugen noch
von der Anwesenheit der Menschen.
In dem zerfurchten und unzugänglichen
Gebirge am Westrand der Insel befindet sich ein alter Kultplatz eines stierkögpigen
Göztzen, der einst auch in Kuslik verehrt worden sein soll. Dieser
unheilige Ort wird von der Bevölkerung gemieden, denn es heißt,
die blutrünstigen und wilden Söhne des Gottes, Minotauren genannt,
würden immer noch in den umliegenden Wäldern umgehen.
Putras
Putras ist eine der nördlichen Zyklopeninseln
und fast unbewohnt. Fast alle der wenigen Einwohner der Insel sind Fischer
und Purpurschneckensammler.
In der Bergkette im Norden der Insel leben
einige Zyklopen, die jeden Kontakt mit den Menschen meiden. Der Nordosten
der Insel wird von einer Steilküste beherrscht, die etwa eine Länge
von 10 Meilen hat und der etliche Klippen und Felstürme vorgelagert
sind. Die zahlreichen Grotten hier wären ein idealer Schlupfwinkel
für Piraten, die rauhe See am Fuß der Felsen macht jedoch eine
Passage fast unmöglich. Landeinwärts der Steilküste erstreckt
sich ein Hochplateau, das weiter im Landesinneren von einer Bergkette begrenzt
wird |